11.04.2016
Vincent Keller auf dem Weg zum Profi?
Vincent Keller - Sportstipendium in den USA mit Monaco Sports
Studium oder Fußballerkarriere? Diese Frage stellte sich nach dem Abitur auch der Kaiserstühler Vincent Keller (23), welcher in der Saison 2012/13 für den Oberligisten Bahlinger SC aktiv war. Der Sohn des Vorsitzenden des SC Freiburg, Fritz Keller, ist nun auf dem besten Weg, Geschichte zu schreiben: Wird er der erste Oberbergener in der höchsten amerikanischen Profiliga MLS? Ein Beitrag von Thomas Rieger:
DP: Hallo Vincent, Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, gilt dieser Leitspruch auch für Deine Fußballerlaufbahn?
VK: Man kann schon sagen, dass dieser Leitspruch auf meine fußballerische Laufbahn in den USA zutrifft. Es war definitiv keine einfache Entscheidung im Sommer 2012 den Schritt in die USA zu gehen. Rückblickend kann ich aber sagen, dass ich alles richtig gemacht habe und ich die Erfahrung nicht missen wollen würde, sowohl in Bezug auf Fußball als auch kulturell.
DP: Wie kam es dazu, dass Du Dich für die höchste amerikanische Profiliga empfehlen konntest?
VK: Wie viele andere Fußballer, die das Ziel haben später einmal professionell zu spielen, es aber nicht auf Anhieb in einen Profikader nach der Jugend schaffen, musste ich mich entscheiden, wie ich meine Karriere fortsetze. Damals war mir klar, dass ich den Traum Profifußball noch nicht komplett aufgeben möchte. Allerdings wusste ich auch, dass die Chancen sehr gering sind. Das Ausland hat mich schon immer gereizt, und als ich im Internet auf die Agentur Monaco Sports gestoßen bin, welche Spieler an College-Mannschaften in die USA vermittelt, wusste ich, dass es die perfekte Lösung sein könnte, da es mir erlaubt, den Sport mit einer angesehenen schulischen Ausbildung zu kombinieren. Der Service von Monaco Sports und Norman Messina insbesondere war absolut Spitze. Ich habe mich dazu entschieden an die Creighton University in Omaha Nebraska zu gehen. Von 2012 bis 2015 hatte ich dort eine sehr erfolgreiche und schöne Zeit in der wir mehrere Titel gewinnen konnten und ich viele Freundschaften geschlossen habe.
DP: Du bist derzeit mit Chicago Fire, einem Team der MLS, im Trainingslager in Tampa/Florida. Konntest Du Dich bereits für einen Profivertrag empfehlen?
VK: Das ist richtig, mittlerweile sind wir aber in Portland Oregon, wo wir an einem kleinen Turnier mit anderen MLS-Mannschaften teilnehmen. Nach meinem Senior Year im College wurde ich im Januar im sogenannten Draft von Chicago Fire gewählt. Durch den Draft erhält man nicht automatisch einen Vertrag, sondern die Mannschaft, welche einen Spieler wählt, sichert sich lediglich die Rechte an dem Spieler. Noch habe ich keinen Vertrag mit Chicago unterschrieben, hoffe aber, dass sich das vor Saisonbeginn im März ändern wird. Dadurch, dass ich weder die amerikanische Staatsbürgerschaft noch eine „Greencard“ besitze, würde ich einen Ausländerplatz im Team wegnehmen, was die Angelegenheit etwas schwieriger für mich macht.
DP: Glaubst Du nicht ab und zu, es ist ein Traum? Vincent Keller vielleicht bald schon im Zweikampf mit Pirlo, Kaka, Lampard & Co?
VK: Um ehrlich zu sein, nicht wirklich. Es wäre natürlich ein Traum, der in Erfüllung gehen würde, aber ich weiß auch, wie viel ich investiert habe. Ob es am Ende nun klappt oder nicht, ich bin absolut dankbar diese Erfahrung gemacht haben zu können.
DP: Welche Eindrücke hast Du von der MLS, mit welcher deutschen Liga würdest Du sie vergleichen?
VK: Die MLS ist eine Liga, die in den letzten Jahren unglaubliches Wachstum erlebt hat. Die Begeisterung für Fußball ist in den USA weitaus höher als noch vor zehn Jahren. Die MLS ist eine sehr athletische Liga, die aber auch viele talentierte Spieler besitzt. Auch taktisch wird die MLS immer stärker. Durch den direkten Spielstil würde ich sie eher mit dem Fußball vergleichen, der in den englischen Ligen gespielt wird. Es ist schwer zu sagen, aber ich glaube die meisten Mannschaften haben qualitativ unteres Zweitliga-Niveau mit ein paar Ausnahmen, die definitiv auch höher erfolgreich sein könnten.
DP: Könntest Du Dir vorstellen, noch länger den amerikanischen Traum zu leben?
VK: Wenn ich die Chance habe mich hier in der MLS zu etablieren, dann kann ich mir durchaus vorstellen noch einige Zeit hier zu leben und Fußball zu spielen. Falls nicht, denke ich, dass es mich wieder mehr in Richtung Heimat ziehen wird. Ich hatte bis jetzt eine unglaubliche Zeit in den USA, aber ich wusste auch immer, dass ich letzten Endes wieder zurück will. Dadurch, dass ich ein abgeschlossenes Studium habe, stehen mir viele Türen offen und ich freue mich jetzt schon auf die Zeit, die auf mich zukommt, sei es im Fußball oder nicht.