Grafrath – Vor zwei Jahren spielte der inzwischen 18-jährige Nikolaus „Niki“ Grotz noch im U16-Team des FC Bayern München neben Spielern wie Lucas Scholl und Gianluca Gaudino und träumte von einer großen Karriere als Profi-Fußballer. Nachdem sich der talentierte Nachwuchskicker aus Grafrath im vergangenen Jahr zunächst aber auf das Abitur konzentrierte, avancierte der Fußball für Niki Grotz doch mehr nur noch zur schönsten Nebensache der Welt. Doch nun hat ein neuer, spannender Lebensabschnitt begonnen: In Golden, einem kleinen Ort mit 20.000 Einwohnern, rund 20 Kilometer von Denver entfernt, besucht Grotz seit August die Technische Universität „Colorado School of Mines (CSM)“ und studiert Elektrotechnik.
Seine beiden Mitspieler beim FC Bayern, die Söhne der ehemaligen Bundesliga-Profis Mehmet Scholl und Maurizio Gaudino haben den Sprung ins Profilager inzwischen geschafft und sogar schon erste Einsätze vor 70.000 Menschen in der Profi-Mannschaft hinter sich, während Niki Grotz am Gymnasium St. Ottilien sein Abi erfolgreich ablegte. Angebote anderer Vereine schlug der Mittelfeldspieler in dieser Zeit ebenso ab und kehrte für kurze Zeit wieder zum SC Fürstenfeldbruck zurück, wo er schon vor seiner „Bayern-Zeit“ das blaugelbe Trikot des Brucker Sportclubs trug. In der Kreisstadt spielte der junge Grafrather, der einst bei der SpVgg Wildenroth unter Trainer Paul Glück, seine ersten erfolgreichen „Gehversuche“ auf dem grünen Rasen absolvierte, unter anderem neben dem inzwischen als Profi bei der SpVgg Unterhaching in der 3. Liga verdingten Dominik Widemann in der U19-Mannschaft des SCF. Nach seinem 18. Geburtstag im März 2014 erhielt er auch vom Trainer der Landesliga-Mannschaft, Tarik Sarisakal, das Vertrauen für erste Einsätze in der Landesliga-Elf.
Das Stipendium, das nur Amateurfußballer erhalten, wird jeweils auf ein Jahr gewährt. Die sportliche, aber auch die schulischen Leistungen geben den Ausschlag, ob eine Verlängerung gewährt wird. Niki Grotz plant sein komplettes Studium, also vier Jahre, in den Staaten zu verbringen. Viel sehen von seiner Wahlheimat konnte Grotz, der über Weihnachten und Neujahr seine Familie in Grafrath besuchte und am 6. Januar zurückflog, bisher noch nicht. Der Tag ist einfach zu sehr organisiert, berichtete Grotz. Von acht bis 15 Uhr sei Unterricht, anschließend jeweils zwei Stunden Training, am Freitag ein Spiel in der College-Liga, wobei die Mannschaft gegen andere College-Teams in ganz Colorado antritt. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys. Nach Denver sei er bisher erst einmal gekommen, obwohl es quasi vor der Haustür liegt, berichtete Grotz, der sich auf dem Campus ein Doppelzimmer mit einem amerikanischen Studenten teilt. Abwechslung brachte kurzzeitig der Besuch von Bernt Köttgen aus Puchheim, der seinen jungen Verwandten in Golden aufsuchte und „mal nach dem Rechten“ schaute. „Ich könnte mir gut vorstellen, nach erfolgreichem Studium, wieder beim SCF zu spielen“, blickt Niki Grotz nach vorne. „Dann bin ich erst 22 Jahre.“ Mit dieser Aussage bestätigt der nach wie vor begeisterte Fußballer zugleich aber auch, was zukünftig für ihn im Leben an erster Stelle steht: Erfolgreiches Studium und anschließend ein „anständiger Beruf“.