23.09.2013
Schedel: Meine Saison als Freshman in den USA
Christina Schedel wechselte im Sommer 2012 vom FC Bayern München an die Arizona State University in die USA. Dort kickte die gebürtige Rosenheimerin in der Saison 2012/13 dank eines Stipendiums unter anderem mit der ehemaligen HSV-Spielerin Nina Brüggemann (jetzt: BV Cloppenburg) in der College-Liga. In ihrem Erlebnisbericht erzählt die 19-jährige Abwehrspieler von ihren Eindrücken als „Freshman“ (dt. Erstsemester) an einer US-Universität.
Am 25. Juli 2012 ging‘s los. Lange habe ich dem Flug in einen neuen Lebensabschnitt entgegengefiebert. Als ich dann endlich in Phoenix, Arizona, ankam, um mit meinem Fußball-Stipendium an der Arizona State University zu studieren, war ich erst einmal überwältigt. Ich wurde sehr herzlich vom Team und den Coaches empfangen und mir wurde viel Hilfe und Unterstützung angeboten. Ich hatte das Glück, dass sich gemeinsam mit mir noch eine deutsche Spielerin für die ASU entschieden hat und wir kleine anfängliche Probleme (z.B. Sprachprobleme auf dem Fußballplatz oder Umstellungen in unseren Essgewohnheiten) gemeinsam lösen konnten.
Am dritten Tag nach unserer Ankunft in den USA, haben Nina und ich gleich einmal die amerikanischen Fitness-Ansichten am eigenen Leib erlebt. Dadurch, dass wir das Sommer-Laufprogramm nicht mitgemacht haben, mussten wir, bevor wir mit der Mannschaft trainieren durften, einen Fitnesstest bestehen. Dieser war zwar nicht einfach, aber durch die lautstarke Unterstützung der anderen Mädels haben Nina und ich bestanden. Die „Germans“ waren dann also offiziell beim Mannschaftstraining erlaubt. Das wurde anschließend mit einem Dinner gefeiert.
Regenration im Eis-Bad
Während der „Pre-Saison“ haben wir hauptsächlich daran gearbeitet, als Team zusammenzuspielen und unsere Fitness zu verbessern. Ich war und bin immer noch sehr beeindruckt von den Ressourcen hier an der ASU. Dadurch, dass die Uni noch nicht begonnen hatte, haben wir 2x täglich trainiert. Wegen der hohen Temperaturen in Arizonas Sommer (40°C+) wurde oft auf einem Indoor-Kunstrasenfeld trainiert. Nach dem Training ging es dann mit der Fitnesstrainerin in den Kraftraum. Für eine optimale Regeneration war das 10-minütige Eis-Bad Pflicht.
Das amerikanische Spielsystem
Die „Pac-12“, unsere Liga, ist eine der stärksten College-Ligen in den USA. Das Spieltempo und das ungewohnte System haben Nina und mir anfangs Schwierigkeiten bereitet. Das schnellere Spieltempo ist allerdings nicht dem technischen Niveau, das alles in allem ähnlich zum deutschen Fußball ist, zuzuschreiben, sondern der enormen Fitness der Spielerinnen. Das Spiel ist deutlich körperlicher und nicht immer gewinnt das technisch versiertere Team.
Die „Hochkaräter“ der Liga sind Stanford und UCLA. Dementsprechend hart waren auch die Spiele. Für beide Teams spielen U-Nationalspielerinnen, was man auch deutlich am technischen Niveau gemerkt hat. Am Ende der Saison geht es darum mehr Spiele gewonnen als verloren zu haben um in das NCAA-Tournament einzuziehen. Die 64 besten College-Teams der USA spielen dann um den Titel des „National Champions“. Nachdem wir letztes Jahr leider nicht genug Punkte hatten, haben wir uns diese Saison wieder qualifiziert. Am Ende gewann die University of North Carolina.
Das Leben als Freshman
Aber nicht nur sportlich war ich überwältigt von den Amerikanern. Als „Freshman“ lebt man in einem Studentenwohnheim auf dem Campus und erlebt viele Events, die von der ASU organisiert werden. Damit wird das „Freshman year“ unvergesslich. Als Athlet bekommt man außerdem sehr viel Unterstützung für die Uni-Kurse. Jede Sportart hat einen „Advisor“, der einem hilft, Kurse auszuwählen oder andere akademische Probleme zu lösen. Wenn man in einem der Fächer Schwierigkeiten hat, bekommt man einen Tutor. In meinem ersten Semester hatte ich sogar einen Mentor, mit dem ich mich jede Woche getroffen habe, um organisiert zu bleiben.
Fitnesstraining statt Bolzen
Anfang des Jahres gab es das so genannte „Spring-Training“. In den ersten 6 Wochen nach der Winterpause durften wir nur zwei Stunden pro Woche mit dem Ball trainieren. Die restliche Zeit wurde gelaufen oder wir waren im Kraftraum. Im ersten Training nach der Pause haben Nina und ich uns ganz schön umgeschaut! Das amerikanische Fitness-Training ist um einiges härter, als wir es von Deutschland gewohnt waren. Man lernt über seine Grenzen hinauszugehen und alles aus sich rauszuholen. Nach den sechs Wochen wird das Training aber wieder lockerer. Und dadurch, dass im Frühjahr keine Punktspiele stattfinden, ist das Training um einiges relaxter.
Außerhalb des Fußballplatzes
Außerhalb des Fußballplatzes, ist mein erstes Jahr hier an der ASU auch unvergesslich! Gemeinsam mit meinen „Teammates“ unternehmen wir viel und gehen zum Beispiel zusammen zum Paintball oder machen BBQs in den Appartements der älteren Spieler. Man lernt die anderen Athleten recht schnell kennen und schaut sich gemeinsam deren Wettkämpfe an oder geht auf die eine oder andere Party. Während der Saison, im Herbst, spielen Fußball und Universität eine große Rolle im Alltag und man hat nicht sehr viel Zeit um Dinge am Wochenende zu unternehmen. Gespielt wird nämlich jeweils Freitags und Sonntags. Im Frühling hat man dann um einiges mehr Zeit, vor allem an den Wochenenden und kann viel unternehmen.
Alles in allem bin ich froh, dass ich den Schritt in die USA gewagt habe und eine tolle Zeit in Amerika genießen kann. Die viele Arbeit im Voraus war es definitiv wert!
Der USA-Aufenthalt von Christina Schedel war auf ein Jahr ausgelegt. Die Spielerin ist inzwischen nach Deutschland zurückkehrt, hat sich aktuell aber keinem Verein angeschlossen. Nina Brüggemann spielt in dieser Saison für den Aufsteiger BV Cloppenburg in der Frauenfußball-Bundesliga. Dort kam sie in allen bisherigen Spielen zum Einsatz.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Monaco Sports im Rahmen der Artikelreihe „Fußballstipendium in den USA“ entstanden.
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