26.05.2016
FFussball
Go West: Fußballstipendium in den USA mit Isabella Schmid und Carolin Bader
Go West
Studium oder Sportlerkarriere? Diese Frage stellen sich viele talentierte Fußballerinnen nach dem Abitur. Die meisten wissen jedoch gar nicht, dass sie sich nicht zwingend für eine Möglichkeit entscheiden müssen...
Die Sportmarketing Agentur Monaco Sports in München betreut seit 2010 talentierte deutsche Fußballer(innen) und kooperiert dabei mit zahlreichen Bundesliga- Nachwuchsleistungszentren. Die individuelle und vielschichtige Beratung richtet sich dabei sowohl an zukünftige Fußball Stipendiatinnen in den USA als auch an junge Profifußballerinnen. So arbeitet Monaco Sports beispielsweise auch eng mit den Nationalspielerinnen Sara Däbritz und Svenja Huth zusammen. Die ehemalige Bundesliga- Spielerin Isabella Schmid spielte in den letzten vier Jahren für die Florida State University. Die mehrfach ausgezeichnete College-Spielerin hat bereits die nationale Meisterschaft gewonnen. Carolin Bader spielt aktuell für die zweite Mannschaft des FC Bayern München und befindet sich gerade im Bewerbungsprozess für ein College-Stipendium ab August 2016. Im FFussball- Interview sprechen die beiden Talente exklusiv über ihren besonderen Fußball-Weg. Von Marcel Hache
Isabella nach ihrem Bachelor Abschluss an der Florida State University.
Warum habt Ihr Euch für den aufregenden Weg in die USA entschieden?
Carolin: Nach dem Abitur wollte ich unbedingt Erfahrungen im Ausland sammeln. Durch ein Sportstipendium kann man Fußball sehr gut mit dem Akademischen verbinden.
Isabella: Die Entscheidung traf ich eher spontan. Nach drei Jahren beim SC Freiburg und gegen Ende meines Abiturs, hatte ich das Bedürfnis, etwas Neues und Unbekanntes zu beginnen. Die USA war dafür der perfekte Ort, da ich Studium und Sport optimal verbinden konnte.
Wie seid Ihr auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden?
Carolin: Ich hatte einer Freundin meiner Schwester geholfen, ein Bewerbungsvideo für Monaco Sports zu erstellen.
Isabella: Ich bin damals durch eine private Nachricht auf die Möglichkeit, an einem US College zu spielen, aufmerksam geworden. Genau weiß ich es gar nicht mehr, aber ich war sofort neugierig.
Isabella mit den Florida State University „Seminoles“ nach dem Gewinn des College Cups 2014.
Carolin, bist Du schon am Englisch büffeln oder macht Dir die sprachliche Umstellung eher wenig Sorgen?
Carolin: Da ich seit der 10. Klasse kein Englisch mehr habe, sondern nur noch Spanisch, muss ich mich vor allem für die zwei Tests sehr gut vorbereiten. Aber ich denke, dass mit dem Englisch wird dann schon kommen, wenn ich in der USA angekommen bin. (lacht) Das Skypen mit den Trainern auf Englisch hat mir aber schon viel Spaß gemacht.
Wie empfindest Du den Bewerbungsprozess?
Carolin: Es gibt viel zu erledigen, vor allem, wenn man sich nicht so gut damit auskennt. Aber sobald ich eine Frage habe, kann ich mich immer an den Norman (von Monaco- Sports, Anm. d. Red.) wenden und er hilft mir immer sofort.
Mit wie vielen Trainern bist Du in Kontakt und wie laufen die Auswahl-Gespräche?
Carolin: Insgesamt haben sich knapp 50 Universitäten bei mir gemeldet. Ich habe mich dann auf 15 Unis beschränkt und versucht, mit allen mindestens einmal zu Skypen. Mittlerweile habe ich eine Top Fünf-Liste.
Isabella, warum würdest Du deutschen Juniorinnen diesen Weg empfehlen?
Isabella: Für mich persönlich war es eine super Gelegenheit, auf einer anderen Sprache zu studieren, eine neue Kultur und neue Menschen kennenzulernen und mich fußballerisch weiterzuentwickeln. Ich denke, im Endeffekt läuft alles auf das Timing hinaus. Für mich war es damals einfach an der Zeit etwas anderes zu beginnen und ich habe unglaublich viel gelernt in meiner Zeit hier.
Fiel Dir die Anpassung schwer?
Isabella: Anfangs schon, aber man gewöhnt sich relativ schnell an das Meiste. Nach ein paar Wochen ist die Sprache kein Problem mehr und die Uni läuft auch von selbst, solange man die nötige Arbeit reinsteckt. Es hat etwas gedauert, bis ich mich fußballerisch angepasst habe, da in den USA andere Werte in den Vordergrund gestellt werden.
Wie unterscheidet sich das Training zu dem in deutschen Vereinen?
Isabella: Ich war es in Deutschland gewohnt, mich auf die Taktik und Technik zu fokussieren. Hier in den USA ist das nicht allzu oft der Fall. Es wird mehr Wert auf Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen gelegt. Es war definitiv eine große Umstellung für mich, aber letzten Endes habe ich davon profitiert und bin deutlich schneller und athletischer geworden.
Florida State ist eines der absoluten Top-Programme in der NCAA D1. Wir haben gehört, dass Deine Trainer oftmals auch auf technische Mittel zurückgreifen. Welche Beispiele kannst Du uns hierfür geben?
Isabella: Die Florida State ist eine klasse Institution, die hervorragende technische Mittel zur Verfügung stellt. All unsere Spielerinnen tragen eine Puls- Uhr und GPS im Training und in den Spielen. Dadurch kann man den körperlichen Zustand aller Spielerinnen genau berechnen. Dazu tragen wir Schlaf-Uhren die einem genau sagen, wie effizient man schläft und sich erholt. Vor zwei Jahren haben wir auch „Vision Training” eingeführt, um unsere Koordination zu verbessern. In Sachen Technologie sind wir also perfekt ausgestattet.
Welche besonderen Anforderungen werden seitens der Colleges gestellt?
Carolin: Oft wird nach dem ACT (amerikanischer Leistungstest für die Hochschulreife, Anm. d. Red.) und dem TOEFL-Test (standardisierter Sprachtest, Anm. d. Red.) gefragt und sie möchten wissen, was man für Erwartungen vom amerikanischen Fußball habe und wie man sich selbst einschätzt.
Isabella: Man darf natürlich nicht vergessen, dass man auch zum Studieren hier ist. Unser Trainer legt viel Wert auf unsere akademischen Erfolge. Dazu kommt, dass viel Wert auf Disziplin und Professionalität gelegt werden. Dadurch, dass der Sport in den USA so hoch angesehen ist, werden Sportler hier als Vorbilder gesehen. Vor allem in meiner Mannschaft war es extrem wichtig, eine Vorbildrolle einzunehmen und die Universität positiv zu repräsentieren – auf und neben dem Feld. Carolin, was denken Deine Freundinnen über Deine Wechselabsichten? Carolin: Sie freuen sich für mich und das erste, was die Meisten dazu sagten, war: Darf ich dich besuchen kommen?
Isabella im Trikot der Florida State University.
„Ich denke, es ist eine schöne Abwechslung zum deutschen Fußball, einfach um einen anderen Blickwinkel zu bekommen.“
Was erwartest Du Dir vom College-Fußball und was sind Deine persönlichen Ziele?
Carolin: Ich erhoffe mir bessere Trainingsmöglichkeiten, Teamgeist, Spaß und ein familiäres Umfeld. Mein größtes Ziel ist es, mich sportlich weiterzuentwickeln, vor allem im athletischen Bereich, sodass ich nach dem Jahr in den USA den Sprung in einen deutschen Erstligaverein anvisieren kann.
Isabella, wie genau kann man sich den Ablauf zwischen Unterricht und Training vorstellen?
Isabella: Ich habe normalerweise etwa fünf Kurse pro Semester, die ich um meinen Trainingsplan herum einplane. Zwei Mal pro Woche habe ich morgens Krafttraining und nachmittags ein Mannschaftstraining. Während der Saison sieht das natürlich etwas anders aus, da wir in der Regel zwei Spiele am Wochenende haben. Dann wird die Intensität etwas heruntergeschraubt. Normalerweise bin ich morgens in meinen Vorlesungen und absolviere mein Krafttraining zwischendurch – danach ist dann Besprechung und Mannschaftstraining. So gegen 18 Uhr ist man dann fertig und hat den restlichen Abend zur Verfügung, um zu lernen oder andere Dinge zu tun.
Welchen Studiengang belegst Du?
Isabella: Ich habe meinen Bachelor in Psychologie und Child Development abgeschlossen und arbeite momentan an meinem Master in klinischer Sozialarbeit.
Warum seht Ihr im College-Fußball eine bessere Perspektive als im deutschen Vereinsfußball?
Carolin: In Deutschland sind die Möglichkeiten nicht so gut wie in den USA, da das Studium und der Sport zwei getrennte Bereiche sind. Am College kann man sich sowohl auf das Studium konzentrieren als auch Topleistung im Fußball erbringen. Zudem fallen die langen Fahrtzeiten zum Fußballtraining weg. Isabella: Ich denke nicht, dass es eine bessere Wahl ist. Es ist einfach eine andere Perspektive. Natürlich gibt es Vor- und Nachteile bei beiden Wegen. Ich denke, es ist eine schöne Abwechslung zum deutschen Fußball, einfach um einen anderen Blickwinkel zu bekommen.
Isabella, wie hast Du den Gewinn der nationalen Meisterschaft 2014 mit Florida State erlebt? Wie wir gehört haben, warst Du eine der Schlüsselspielerinnen mit einer bärenstarken Saison.
Isabella: Die ganze Atmosphäre um den College Sport ist unbeschreiblich. Man hat grundsätzlich viele Fans und man ist als Sportler hoch angesehen, da man hier extrem viel Wert auf den College Sport legt. Die nationale Meisterschaft, die wir 2014 gewonnen haben, wurde von der ganzen Universität wertgeschätzt und gefeiert. Da ist man stolz, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Es war eine super Erfahrung, die Meisterschaft zu gewinnen und definitiv eine meiner besten Erlebnisse hier.
Deine damalige Teamkameradin Dagny Brynjarsdottir hatte es direkt nach der College Zeit zum FC Bayern München geschafft. Denkst du, dass College-Fußball ein gutes Sprungbrett für den deutschen Profi-Bereich sein kann?
Isabella: College-Fußball kann definitiv ein Sprungbrett in die deutsche Bundesliga sein. Es kommt aber auch sehr viel auf die jeweilige Spielerin an. Dagny ist sehr zielstrebig und wollte sich spielerisch weiterentwickeln. Viele unserer Spielerinnen sind zwar talentiert, haben aber nicht dieselben Prioritäten. Ich denke, wenn man die extra Arbeit reinsteckt ist alles möglich!
Die Bachelor Absolventinnen des Frauenteams der Florida State University nach der Saison 2015.
Welchen Tipp kannst Du Carolin mit auf den Weg geben?
Isabella: Grundsätzlich kann ich nur empfehlen, mit einer offenen Einstellung reinzugehen. Es wird mit Sicherheit Dinge geben, die einem nicht so gefallen und an die man sich gewöhnen muss. Solange man damit rechnet und die Unterschiede zu seinem Vorteil nutzt, sehe ich kein Problem. Es ist eine super Möglichkeit, sich menschlich aber auch sportlich weiterzuentwickeln.
Wer wird Eurer Meinung nach die olympischen Spiele in Rio gewinnen?
Carolin: Ich hoffe natürlich auf Deutschland, aber zwei große Favoriten sind natürlich auch der Gastgeber Brasilien und der Titelverteidiger USA.
Isabella: Ich denke Deutschland hat grundsätzlich eine starke Mannschaft und wird bei den Spielen weit kommen.
Carolin mit der Meisterschale nach dem Gewinn der deutschen U17 Meisterschaft 2014.
Interessierte Fußballerinnen für ein College- Stipendium, die das Studium mit dem Leistungsfußball unter professionellen Bedingungen in Amerika verknüpfen wollen, können sich unter www.monaco-sportstipendium.de weiter informieren und sich hinsichtlich der Chancen auf ein Stipendium unverbindlich von Monaco Sports schätzen lassen.