Felix
Allgemein
Vergleich Sportstipendiat USA vs Leistungssportler & Student in Deutschland
Sportstipendium USA vs Leistungssport Deutschland
Bevor ich euch meine persönlichen Erfahrungen zu diesem Thema berichte, möchte ich euch kurz erklären, wieso ich den Vergleich zwischen Leistungssport und Studium in den USA bzw. in Deutschland ziehen kann und ich möchte ebenso darauf hinweisen, dass ich hier nur meine persönliche Erfahrung wiedergebe, welche ich in meiner Zeit in den USA gemacht habe.
Ich habe zwei Semester als Schwimmstipendiat an der University of Maryland, Baltimore County verbracht und habe dort Maschinenbau studiert. Momentan befinde ich mich im fünften Semester meines Maschinenbaustudiums an der TU München und betreibe weiterhin Leistungsschwimmen. Ich habe also beide Seiten des Sports und Studiums in den USA bzw. in Deutschland erlebt und kann meine persönliche erlebten Vor- und Nachteile erläutern.
Der Zeitfaktor
Der größte Unterschied zwischen Sport und Studium in den USA und in Deutschland ist meiner Meinung nach die zeitliche Vereinbarkeit beider Komponenten. In den USA war das Frühtraining allgemein so früh am Morgen, dass es nicht im zeitlichen Konflikt mit Unikursen stand. Nachmittags wurden meist zwei vom Inhalt identische Einheiten zu unterschiedlichen Uhrzeiten angeboten, damit die Kurse sich zeitlich nicht mit dem Training überschnitten. In Deutschland gibt es diesen Luxus nicht. Hier fangen die Unikurse teilweise schon so früh an, dass sie sich mit dem Frühtraining überschneiden und wenn man Pech hat, dann hat man abends eventuell auch noch eine Vorlesung während das zweite Training stattfindet. In Deutschland ist es also viel schwieriger die gleiche Anzahl an Trainingseinheiten wie in den USA wahrzunehmen.
Logistik
Ein weiterer großer Unterschied zwischen dem Leben als Sportstipendiat in den USA und Deutschland ist die logistische Komponente. In den USA werden die Bereiche Sport, Studium, Wohnen etc. konzentriert auf einem Ort ausgetragen. Zwischen Trainingsort und Klassenzimmer liegen meist nur wenige Minuten Fußweg, ebenso wie zwischen Mensa und Dorm, wo man wohnt und lernt. So spart man sich über den Tag hinweg enorm viel Zeit durch kurze Wege zwischen den Tätigkeiten. In Deutschland ist es keine Seltenheit, dass man vom Wohnort ins Training eine halbe Stunde einplanen muss und danach für die Uni beispielsweise mal eine gute Stunde an Fahrtzeit draufgeht. Man kann also abschließend zu diesem Punkt sagen, dass man in den USA die Zeit viel effektiver durch kurze Fußwege auf dem Campus nutzen kann.
Unterstützung
In Deutschland ist man zusätzlich in Sachen Studium ziemlich auf sich allein gestellt. Während in den USA viele Teamkameraden auch gleichzeitig Klassenkameraden sind ist man in Deutschland eher ein Einzelkämpfer. Vor allem bei Problemen in der Uni wird einem in den USA schnell durch einen „Academic Advisor“ oder eben durch kostenlose Nachhilfe weitergeholfen, was in Deutschland nicht der Fall ist.
Studium
Der größte Unterschied in Sachen Studium zwischen Deutschland und den USA ist für mich, dass das Studium in den USA sehr „verschult“ ist. Klassengrößen werden meist überschaubar gehalten und man wird während des Semesters durch Abgaben/Hausaufgaben und Klausuren zum Mitlernen gezwungen. In Deutschland ist man im Hörsaal oft einer von vielen Hundert Studenten und am Ende des Semesters entscheidet dann eine einzige Klausur, ob und mit welcher Note man das Fach besteht. Den Leistungsdruck würde ich also in Deutschland als deutlich höher einschätzen, da in den USA durch Benotung der Hausaufgaben bzw. durch verteilte Klausuren unter dem Semester meist ein Durchfliegen in den Kursen nicht üblich ist. Allgemein würde ich behaupten, dass es in den USA auch eher auf die Noten ankommt, also ob man ein A oder ein B im Zeugnis hat, während es in Deutschland oftmals ums „Überleben“ geht und man schon mit dem Bestehen des Kurses zufrieden ist.
Teamgeist
Ein weiterer Punkt, den ich nicht unerwähnt lassen möchte ist der Teamgeist in den USA. Wie bereits erwähnt ist man in Deutschland als Leistungssportler und Student ein Einzelkämpfer, da Uni und Sport in keinerlei Verbindung stehen. Man hat meistens unterschiedliche Freundesgruppen im Training und in der Uni. Da in den USA Teamkameraden gleichzeitig Trainingspartner und Kommilitonen sind kämpft man sich also zusammen durch den Tag, was ziemlich zusammenschweißt, da man mit den gleichen Schwierigkeiten konfrontiert wird. Teamgeist wird in den USA allgemein sehr großgeschrieben und wird auch noch zusätzlich durch viele Team-Building Maßnahmen verstärkt. Man ist also Teil eines großen Ganzen und kämpft zusammen für das Erreichen seiner Ziele. Dies bedeutet nicht, dass es in Deutschland keinen Teamgeist in den Teams gibt, aber wer den Teamgeist in den USA mal erlebt hat, der weiß wovon ich rede. Das Beste ist also sich selbst davon zu überzeugen!
Es gibt natürlich noch viele weitere Unterschiede zwischen dem System in den USA und in Deutschland, aber das waren in meiner Sicht mal die Wichtigsten. Ich hoffe euch hat dieser Artikel gefallen und ich konnte euch einen Einblick in die Unterschiede zwischen Sport und Studium in den USA und in Deutschland geben.
Sportliche Grüße,
Felix