David
Fußball
University of Indianapolis
Vom College-Wahnsinn in den USA und fehlendem Weißbier im Studentenheim
Beinschuss-Direkt: Vom College-Wahnsinn in den USA und fehlendem Weißbier im Studentenheim
von Christian Breu ©beinschuss.de
Beinschuss-Direkt: So heißt die Rubrik, in der jede Woche ein bekanntes Fußballgesicht aus der Region interviewt wird. In dieser Woche stellt sich David Kurz, ehemaliger SBR-Spieler und USA-Legionär, den Fragen von Beinschuss-Reporter Christian Breu. Kurz spielte bis zum Sommer für die Herrenmannschaften des Sportbund Rosenheim. Nachdem er dieses Jahr sein Abitur erfolgreich bestanden hat, studiert er seit August in den USA. Dort erhielt er wegen seiner fußballerischen Fähigkeiten ein Stipendium und geht seither für die University of Indianapolis auf Torejagd. Beinschuss sprach mit ihm über seine bisherigen Erfahrungen.
Beinschuss: Hello David, wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen es mit dem Stipendium in den USA zu versuchen?
David: Als ich vor 4 Jahren bei einem Schüleraustausch-Programm in den USA teilgenommen habe und ich die Mentalität und die Leute besser kennenlernen durfte, kam ich zum ersten Mal auf die Idee, meine Zukunft in Amerika zu verbringen. Da mein Abitur zu diesem Moment noch lange nicht in Sicht war (zeitlich, sowie notentechnisch), war das alles nur eine Art Traum. Realer wurde das Ganze dann als ich mich in der elften Klasse auf einer Messe besser über das Thema informierte. Im Internet fand ich bald eine Vermittlungs-Agentur und dann ging alles recht schnell.
Was studierst du dort genau?
David: Mein Hauptfach ist Sportmanagement, jedoch ist das Ganze in den USA so aufgebaut, dass man während seinem spezifischen Studium eine Vielzahl von Grundkursen belegen muss. Den Vorteil den man dabei hat ist, dass man sich mit dem Studiengang noch nicht direkt festlegen muss und diesen dann später wechseln könnte.
Fiel es dir schwer den SBR und deine Freunde zu verlassen?
David: Ich bin nicht der Typ der schnell Heimweh bekommt und es war ja mein Traum in den USA zu studieren, trotzdem gibt es natürlich Momente wo man seine Familie und seine Freunde vermisst. Ich bin jetzt seit Anfang August an der University of Indianapolis und vor allem nach Spielen am Wochenende ist es schwer seinen Team Kameraden dabei zuzusehen, wie jeder einfach zu seinen Verwandten nach Hause gehen kann. Ich bin aber Gott sei Dank nicht der einzige internationale Spieler und deshalb ist es halb so schlimm.
Wie kann man sich deinen Tagesablauf vorstellen? Bist du viel mit dem Studieren beschäftigt? Wie oft hast du Training und Spiele?
David: Dienstag und Donnerstag beginnt das Training morgens um 7:30 Uhr. Eine Trainingseinheit dauert normalerweise 1,5 Stunden. Danach geht es mit dem Team in den Kraftraum. Kurz vor zehn wird dann gefrühstückt und der Rest des Tages wird dann mit Unterricht, Lernen und Schlafen ausgefüllt. Montag ist unser fußballfreier Tag, deswegen wird am Abend zuvor ordentlich gefeiert und der Sunday-Funday ausgenutzt. Folglich ist es ziemlich hart am nächsten Morgen in den Unterricht zu gehen, aber man gewöhnt sich dran. Die Fußball Saison ist im Vergleich zum deutschen Spielplan sehr kurz. Sie beginnt Ende August und die letzten Spiele sind bereits Mitte November. Dafür hat man jeden Freitag und Sonntag ein Spiel und manche Auswärtsfahrten dauern bis zu acht Stunden. Dementsprechend wird ein Tag vorher angereist und die Nacht in hochwertigen Hotels verbracht. Sonst ist der Tagesablauf bis aufs kleinste Detail geplant und man kann sich gut vorstellen wie sich ein Profi fühlen muss.
Ist es während der Saison dann zeitlich manchmal schwer Studieren und Fußball unter einen Hut zu bekommen?
David: Bis jetzt bin ich persönlich noch nicht an meine Grenzen gestoßen, doch muss ich zugeben, dass es während der Examenszeit schon anstrengend ist. Unsere Coaches stehen mit den jeweiligen Professoren im Dauerkontakt, damit kein Unterricht verpasst wird und im Zeugnis gute Noten stehen. Wenn in einem Fach die Noten nicht passen, bekommt man Lernbetreuung zu gewissen Zeiten, der man nur entgehen kann wenn man sich verbessert. Ausbildung ist einfach das wichtigste und dann kommt Fußball.
In welcher Liga spielst du und wie kann man sich das Niveau dort vorstellen, ist es mit dem SBR vergleichbar?
David: Die University of Indianapolis ist eine Second Division Schule, das heißt, dass alle Sportarten gegen andere Second Division Universitäten und Colleges spielen. Die Liga in der wir unsere Spiele haben heißt Great Lake Valley Conference und besteht aus 16 Teams. Die ersten acht spielen um den Titel in der Liga und die besten fünf Teams aus der Region spielen um den Titel auf nationaler Ebene. Das Niveau einzuordnen ist ziemlich schwierig, da es nicht ein Auf- und ein Absteigen gibt sondern jede Schule die in der Second Division spielt dort auch bleibt. Aus diesem Grund gibt es bereits große Unterschiede in unserer Liga zwischen den verschiedenen Teams, je nachdem wie das Soccer-Programm gefördert wird. Folglich gibt es Second Division Mannschaften die besser sind als First Division Teams. Wenn ich es einordnen müsste, würde ich mein Team auf eine mittelmäßig bis gute Landesliga Mannschaft einschätzen. Der Fußball in den USA boomt.
Wie sieht es an deiner Uni aus hast du gute Trainingsbedingungen und Trainer?
David: Die letzte Weltmeisterschaft, bei der die USA ja überraschend gut abgeschnitten haben, hat auf alle Fälle Spuren hinterlassen. Fußball ist aber immer noch nicht mit Football, Basketball oder Baseball vergleichbar. Mein Coach kommt ursprünglich aus Schottland und hat in den letzten Jahren das Fußballprogram extrem gefördert. Durch Stipendiengelder die zur Verfügung gestellt wurden, konnte er internationale Spieler rekrutieren, deshalb gibt es drei Engländer, einen Schweden, einen weiteren Deutschen und zwei Spieler aus Bermuda in meinem Team. Es wird meistens auf guten Kunstrasen gespielt und jede Trainingseinheit ist auf die Minute durchgeplant. Kurz vor dem Training werden einzelne Ausschnitte aus dem letzten Spiel analysiert, Verbesserungen sowie Fehler erläutert und Laufrichtungen von Profispielern gezeigt um sich nach diesen zu richten. Das Physiotherapeuten-Department ist auf dem allerneusten Stand, ist fast durchgehend geöffnet und es stehen pro Training fünf Physios zur Verfügung. Eisbäder sowie Pool-Sessions sind während der Vorbereitung an der Tagesordnung und ausgearbeitete Kraftraum Übungen werden durch die komplette Saison absolviert.
Hast du dich auch abseits vom Fußball in der neuen Umgebung bereits gut eingelebt?
David: Ja auf alle Fälle, denn als Student-Athlete hat man wirklich einen besonderen Status. Mitschüler loben einen über das letzte Spiel und dadurch, dass man auf dem Campus in Studentenwohnheimen (Dorms) lebt kommt man mit vielen Leuten in Kontakt. Zwar ist man natürlich die meiste Zeit mit seinen Teamkameraden unterwegs, jedoch ist es immer praktisch die ein oder andere Freundschaft in den Kursen zu knüpfen.
Was vermisst du am meisten an Deutschland?
David: Am meisten vermisse ich die Berge, das viel gesündere Essen und das alkoholfreie Weißbier nach dem Training (lacht).
Willst du nach deinem Studium nach Deutschland zurückkehren, wenn ja kann der SBR auf deine Rückkehr hoffen oder willst du es sogar noch einmal höherklassig versuchen?
David: Ich hab ehrlich gesagt noch keine Idee was ich nach meinem Studium machen will, geschweige denn was mich erwartet. So nett die Leute hier in Indiana auch sind, sehe ich mich in der Zukunft trotzdem nicht hier. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen und bin offen für neue, aufregende Sachen, aber mit dem Gedanken höherklassig zu spielen, habe ich mich noch nicht befasst. Bis jetzt war meine Ausbildung immer an erster Stelle und ich hatte damit Erfolg, deswegen werde ich auch weiterhin auf dieser Schiene fahren.
Wie fällt dein Fazit bisher aus?
David: Alles in allem kann ich nur jedem dieses einmalige Erlebnis weiterempfehlen. In der Zukunft wird der Fußball in den USA immer größer werden und die neuen Freunde, sowie die Erfahrungen, die man hier sammelt, sind einmalig und können nicht ersetzt werden. Beinschuss.de wünscht dir weiterhin viel Erfolg und Spaß. Danke für das Gespräch.