Ramona
Tennis
California University of Pennsylvania
College Tennis in Amerika ist weltweit sehr bekannt und beliebt
Mein erste Zeit als Sportstipendiatin:
Hi, ich bin Ramona und studiere Psychologie an der California University of Pennsylvania. Es ist eine relativ kleine Universität in einer kleinen Stadt namens California im Staat Pennsylvania. Die nächstgrößere Stadt ist Pittsburgh. Jedes Mal gibt es Missverständnisse, wenn mich jemand fragt, wo ich studiere, denn jeder denkt an den Staat California. Und wenn ich ehrlich bin, hab ich das erste Mal auch an den berühmten Staat gedacht. Nichtsdestotrotz, es gibt viele Orte in Amerika, die denselben Namen tragen wie andere Städte in Europa oder Amerika selbst. Zum Beispiel gibt es hier in der Nähe Orte wie Charleroi (Belgien), Heidelberg (Deutschland) und sogar Washington (eine kleine Stadt 5 min von meiner Uni). Obwohl die Hauptstadt Washington D.C. kaum 4 Stunden von unserem California entfernt ist.
Wie auch immer, ich bin sehr glücklich über meine Entscheidung. Die Uni ist sehr schön – „klein aber fein“. Der Campus ist sehr gepflegt und die Gebäude sind modern. Die Sportanlagen sind atemberaubend. An der California Universität herrscht eine familiäre Atmosphäre, die das Leben für viele - besonders die Auslandsstudenten oder auch „International students“ (wie wir genannt werden) viel angenehmer macht.
Die California University of Pennsylvania ist eine relativ kleine Universität der sog. NCAA Division 2. Obwohl wir eine Division 2 Schule sind, gelten wir als sehr stark und dominant. Immer wieder kommt es vor, dass wir Division 1 - Schulen locker schlagen. Die Division 1 - Schulen sind sportlich also nicht unbedingt besser - sie unterscheiden sich oftmals nur in der Größe und Anzahl der Studenten von Universitäten anderer Divisions.
Ich wollte schon immer in den USA studieren. Ich finde es einfach toll, dass man das Studium mit seinem Lieblingssport verbinden kann. Ich persönlich spiele Tennis. Ein großer Teil meiner Tennisfreunde lebt ebenfalls in Amerika. Collegetennis in Amerika ist weltweit sehr bekannt und beliebt.
Anfangs hatte ich dennoch meine Zweifel bezüglich des Studiums in Amerika. Erstens bin ich jemand, der lieber seinen eigenen Weg geht zweitens sind die Kosten für das Studium in den USA extrem. Das Schwierigste ist allerdings, dass man alle seine Freunde, Bekannten und Familie zu Hause zurück lassen muss. So eine Entscheidung ist für die Mehrheit nicht ganz leicht. Dennoch habe ich beschlossen diesen Schritt zu wagen, da es ist eine einmalige Lebenserfahrung ist. Durch die vielen Herausforderungen habe ich mich selbst besser kennen gelernt und gemerkt, dass man nicht für jede Kleinigkeit die Eltern benötigt. Dadurch, dass man in einer fremden Sprache und einem fremden Ort zurechtkommen muss wird man nach kurzer Zeit deutlich reifer. Hauptsächlich bin ich zwar auf mich alleine gestellt, bekommt aber immer wieder Hilfestellungen. Amerikaner sind sehr freundlich, hilfsbereit und offen. Und was die anderen Auslandsstudenten angeht: die sind ebenfalls sehr kontaktfreudig – schließlich sind sie in derselben Lage wie jeder andere neue Ausländer. Dementsprechend macht man in kurzer Zeit viele neue Bekanntschaften.
Ein weiterer positiver Aspekt: die englische Sprache. Englisch ist heutzutage sehr wichtig, demzufolge ist es von Vorteil, sich nach kurzer Zeit fließend auf Englisch verständigen zu können. An den englischsprachigen Unterricht habe ich mich übrigens sehr schnell gewöhnt. Natürlich passiert es, dass ab und zu eine Vokabel fremd ist. In diesem Fall kann man aber immer den Lehrer fragen (sogar während den Prüfungen). Die Lehrer haben viel Verständnis für ‚international students’.
Als ich auf dem Weg in die USA im Flieger saß hatte ich keine positiven oder negativen Gefühle beziehungsweise Erwartungen. Ich war einfach neugierig und wollte wissen, was mich erwartet. Ich hatte auch keine Angst, da ich wusste, dass ich im schlimmsten Fall jederzeit wieder nach Hause fliegen kann. Absichtlich bin ich 4 Tage zu früh angereist, um mich an alles in Ruhe gewöhnen zu können. Die ersten Tage waren sehr aufregend. Ich hab ganz viele neue Menschen kennen gelernt und wirklich alle waren unglaublich nett und hilfsbereit. Ich denke es ist ab jetzt einfacher, wenn ich in Stichpunkten fortfahre.
Universität/ Campus/ Dorms:
Meine Uni ist im Vergleich zu anderen Unis eher klein, dafür aber sehr schön. Der Campus ist sehr gepflegt. Die Zimmer (= dorms) sind groß und schlicht, aber ebenfalls sehr sauber. Im Moment teile ich mir ein Zimmer mit einer Australierin (sie ist auch im Tennisteam). Anfangs war ich etwas besorgt, wie es sein wird, sich ein Zimmer mit jemandem Fremden zu teilen. Gott sei Dank hatte ich allerdings keine Probleme. Solange man Respekt für den/ die Mitbewohner/in zeigt, lebt es sich gut und unkompliziert. Ein weiterer Vorteil einer kleinen Uni ist übrigens, dass man überall schnell zu Fuß kommt.
Unterricht/ Professoren:
Der Unterricht ist gut aufgebaut mit Hilfe von Powerpoint-Folien. Wir arbeiten auch sehr viel mit dem Internet. Dementsprechend sind Laptops und z.B. iPads im Unterricht erlaubt. In den meisten Fächern gibt es zusätzlich jede Woche ein Online-Quiz mit Fragen aus dem jeweils letzten Kapitel. Es gibt übrigens auch größere Tests, die online geschrieben werden. Einige haben 4 große Tests, andere haben nur zwei Prüfungen; davon einen „Mid-term“ (Halbzeit vom Semester) und eine Abschlussarbeit „Finals“ genannt. Ehrlich gesagt ist die Schule hier im Vergleich zu Deutschland deutlich einfacher. Die Mehrheit der Prüfungen sind „Multiple-Choice-Questions“ oder „True or False Questions“. Außerdem kann es vorkommen, dass in den „Finals“ nicht der ganze Stoff vom Semester abgefragt wird, sondern nur die jeweils letzten Kapitel. Wie auch immer, jeder Lehrer entscheidet selbst, wie er seinen Unterricht und die Prüfungen gestaltet.
Der Stundenplan besteht aus unterschiedlichen Kursen. Diese stellt man sich selbst zusammen. Dabei muss man ein paar Kurse aus der Kategorie „General Education“ nehmen und aus dem Fach, welches man studiert (= Major). Mit der Zeit sammelt man „credits“ für die einzelnen Kurse bis genügend „credits“ für den akademischen Abschluss (Bachelor oder Masters) zusammen gekommen sind. Es gibt „In-class“- Kurse und „online“-Kurse. Anfangs hatte ich Bedenken vor den Online-Kursen, da man hier komplett auf sich alleine gestellt ist. Aber, ich muss sagen, dass ich eine gute Erfahrung mit Online-Kursen gemacht habe. Der Verlauf des Kurses wird detailliert erklärt und man kann eigentlich nichts falsch machen. Bei Fragen oder Unklarheiten kann man sich immer per E-Mail an den Lehrer wenden. Die Lehrer sind allgemein sehr hilfsbereit und nett.
Tennisteam/ Coach:
Die Mädels aus meiner Tennismannschaft sind wunderbar. Alle sind sehr nett und hilfsbereit. Ich verstehe mich mit allen Mädels gut. Natürlich hat man einige lieber als andere, aber im Großen und Ganzen stehen wir uns als Mannschaft sehr nah. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt wenn man Erfolg haben will. Als Team unternehmen wir viel gemeinsam. Zum Beispiel gehen wir regelmäßig essen, shoppen oder organisieren Spieleabende.Unser Coach bzw. Trainer ist ein sehr lustig - voll Energie und Lebensfreude. Er legt sehr viel Wert darauf, dass die Team-Atmosphäre gut ist. Des Weiteren ist er sehr zielstrebig und erwartet von uns verantwortungsvolles und professionelles Verhalten. Im Training und im Match sollen wir immer unser Bestes geben, denn wir gehören zu einem Team, zu dem jeder seinen bestmöglichen Beitrag leisten soll. Kurz gefasst immer wieder kämpfen und einfach nicht aufgeben. Wir dürfen ab und zu weg gehen und feiern, aber auch hier wird verantwortungsvolles Handeln erwartet. Wir sind junge Erwachsene die ihre Grenzen kennen müssen. Man kann Spaß haben, aber man soll nicht vergessen, dass unser Sportstipendium ein bisschen wie ein Job ist. Wenn wir die Erwartungen der Trainer nicht erfüllen, kann es schon mal passieren, dass man aus dem Team geworfen wird. Zusammengefasst, solange man systematisch trainiert und sein Bestes gibt, kann nichts passieren. Selbstverständlich müssen die Noten in der Schule auch stimmen.
Training/ Matches:
In der Tennis-Hauptsaison (= spring season) trainieren wir ungefähr 20 Stunden in der Woche plus den Wettkämpfen am Wochenende. Morgens vor der Uni haben wir Fitnesstraining, d.h. Kondition und Krafttraining, nachmittags dann das Tennistraining. Wir trainieren immer 6 Tage in der Woche. Meistens ist es so, dass am Anfang der Woche das Training intensiver ist. Je näher das Wochenende und die Matches kommen, desto geringer wird die Intensität des Trainings. Schließlich müssen wir genügend Energie für die Spiele haben. Nach dem Wochenende haben wir meistens 1 bis 2 Tage trainingsfrei - je nachdem wie müde wir sind. Die Hauptsaison ist für die Tennisspieler eine Saison wo man als Team auftritt. Das heißt der Fokus ist auf das ganze Team gerichtet. Wir spielen gegen andere Hochschulen. Dabei spielen immer die 6 Stärksten (Zu Beginn der Saison wird der „Roster“ (Spielbesetzung/Platzierung) ausgespielt, also wer an Nummer 1 spielt und wer an 2 und so weiter). An einem Spieltag fangen wir immer mit den Doppeln an – ein verlängerter Satz bis 8 (bei dem Spielstand 7:7, spielt man bis 9. Und bei 8:8 spielt man einen Tiebreak.) Anschließend kommen die Einzel, die ganz normal in 2 Gewinnsätzen ausgespielt werden. In der Nebensaison (= fall season) trainieren wir nur 8 Stunden die Woche. Das ist relativ wenig, wenn man sich an die Hauptsaison einmal gewöhnt hat. Viele von uns gehen öfters zusätzlich noch ein bisschen trainieren. Die 8 Stunden beinhalten Fitnesstraining wie auch Tennistraining. Die Anzahl der Trainingseinheiten wechselt dabei immer wieder. Dieses Jahr hatten wir auch eine Stunde Psychologie, wo wir als Team mit einem Sportpsychologen an unserer Mentalität in Matches wie auch an unserem Verhalten auf dem Tennisplatz gearbeitet haben. Es war eine sehr interessante Erfahrung, denn heutzutage trainiert man sehr viel physisch, macht aber relativ wenig für die Psyche, die oft den Ausschlag über Sieg oder Niederlage gibt. Die Nebensaison legt mehr Wert auf einzelne Spieler. In dieser Zeit spielen wir Turniere in denen es auch vorkommt, dass wir gegen unsere Teammitspieler spielen müssen.
Essen:
Das Essen war meine größte Sorge bevor ich nach Amerika gekommen bin J Ich esse gerne ab und zu Fastfood, aber bestimmt nicht jeden Tag. Gott sei Dank bin ich hier positiv überrascht worden. Es gibt hier zwei eine Cafeteria und eine Mensa. Die Cafeteria ist eine Art Imbiss. Dort gibt es relativ ungesundes und fettiges Essen; zum Beispiel Pizza mit viel Käse, Pommes mit Chicken Nuggets oder Chips mit Chicken Nuggets. Ja, richtig „Chips und Chicken Nuggets“- für uns ungewöhnlich, für einige Amerikaner jedoch alltäglich. Zu meiner Erleichterung gibt es mit der Mensa aber auch einen gesünderen Ort wo man essen kann. Hier gibt es immer ein Salatbuffet, Nudeln mit verschiedenen Soßen, Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und, und, und. Im Vergleich zu Deutschland ist hier zwar alles etwas übersalzt, ‚übersüßt‘ und ‚überfettig‘, aber man gewöhnt sich daran. Außerdem kann man so viel trinken wie man will und was man will. Dessert gibt es natürlich auch immer. An das Frühstück in Amerika musste ich mich gewöhnen, denn es gibt Cornflakes, Haferbrei, Rühreier, Würstchen, so was Ähnliches wie Chicken Nuggets nur mit Kartoffeln. Dann gibt es noch Speck, geriebene Kartoffeln und verschiedenes Gebäck wie Rosinenschnecken etc. Ab und zu gibt es auch Früchtesalat. 3 Dinge, die mir aus Deutschland auf jeden Fall sehr fehlen sind Brot, Joghurt und Käse. Ach, und noch ein Hinweis. Manche Amerikaner wissen nicht wie man ordentlich mit Gabel und Messer ist. Also nicht wundern. Ein Amerikaner hat mir mal gesagt „Du bist in Amerika. Hier ist es egal wie du aussiehst, isst, etc.“
Sonstiges:
In Amerika gibt es überall Internet, d.h. wenn wir in irgendwelchen Hotels übernachten, haben wir immer Internet. Somit kann man sehr einfach etwas für die Schule machen oder mit der Familie und Freunden in Kontakt bleiben. Eine andere Sache, die mir aufgefallen ist: die Amerikaner sind sehr religiös und sprechen sehr offen darüber. So wurden wir z.B. von unserem Trainer zum Essen eingeladen. In seinem Haus konnte man viele Sprüche aus der Bibel finden. Kurz vor dem Essen haben wir gebetet. Das alles ist neu für mich. Vielleicht sollte ich auch etwas zu den „Aufstehzeiten“ sagen. Unser erstes Training am Tag beginnt meistens um 7 Uhr. Im Winter müssen wir um 5:30 Uhr aufstehen, da wir eine halbe Stunde bis zur Tennishalle fahren müssen. Im Sommer können wir bis 6:30 ausschlafen. Die Amerikaner lieben Autos. Egal wie nah oder weit etwas ist, sie nehmen immer das Auto. Vor Weihnachten bin ich mit einer Tennisspielerin einkaufen gegangen. Wir haben den Bus genommen um zu den Geschäften (wie Walmart, Big Lots,…) zu kommen. Alle Geschäfte waren groß und etwas entfernt. Da wir kein Auto hatten sind wir von einem Geschäft zum anderen Geschäft gelaufen. Mir ist dann aufgefallen, dass es keine Fußgängerwege gab. Dementsprechend sind wir immer auf der Straße gelaufen, was leicht gefährlich sein kann. Eines Tages wurde ich gefragt, ob hier die Studenten beim Essen in Gruppen sitzen, also „die Coolen“, „die Streber“, etc wie in den Filmen…. Es ist jetzt vielleicht nicht ganz strickt, aber ein gewisses Muster ist schon vorhanden. Dennoch denke ich, dass es unabsichtlich ist. Es ist selbstverständlich, dass die Tennisspieler zusammen sitzen und die Footballspieler und andere Sportler auch. Schließlich kennt man sich einfach besser. Aber es kommt auch vor, dass wir mal gemischt sitzen, das heißt mit den Footballspielern oder Golfern. Und was mir noch einfällt: die amerikanischen Partys erinnern schon etwas an die Partys aus den amerikanischen Filmen. Als Letztes noch zum Thema „Heimweh“. Früher oder später wird es auftreten. Bei einigen hält es länger an, bei anderen kürzer. Dummerweise bin ich ein Opfer der ersten Variante. Aber gut, halb so wild! Schließlich gibt es Skype.
Zum Schluss muss ich noch eines erwähnen: ich wohne in einer kleinen Stadt, eine Stunde von einer großen Stadt (Pittsburgh) entfernt. Also, kann es sein, dass vieles anders sein wird, wenn die eigene Uni in einer großen Stadt liegt, wie beispielsweise New York. Da funktioniert logischerweise das Leben ganz anderes. Aber zu mindestens habt ihr jetzt einen Eindruck wie es mir ergangen ist und ergeht. Viel Spaß bei eurem USA-Abenteuer